Eine Pressemitteilung von Alliance Sud
Am 14. Juni sprach sich die Schweizer Regierung im
Grundsatz für den automatischen Informationsaustausch zwischen Steuerbehörden aus.
Voraussichtlich will sie diesen aber zunächst nur ausgewählten OECD-Ländern anbieten.
Alliance Sud fordert dringend die Ausdehnung auf Entwicklungsländer.
Bern, 15. Juni 2013 Inzwischen fordert
auch die Afrikanische Entwicklungsbank den automatischen Informationsaustausch
(AIA). Ebenso das African Progress Panel (hier) und sein Vorsitzender, der ehemalige
UNO-Generalsekretär Kofi Annan (hier).
Das zeigt, dass auch die Entwicklungsländer den AIA wollen. Sie möchten
verhindern, dass weiterhin unversteuerte Milliardenbeträge in die Schweiz und
andere Steuerfluchthäfen abfliessen.
Der Schweizer Bundesrat gibt sich jedoch weiterhin
skeptisch. Er sprach sich zwar diese Woche erstmals
offiziell
für den AIA aus, will diesen aber vorerst nur im Rahmen der OECD diskutieren. Im
Verkehr mit der EU könnte der AIA möglicherweise schon bald Tatsache werden. Die
Entwicklungsländer sollen den neuen Standard aber erst dann zugesichert erhalten,
wenn er sich auf der globalen Ebene voll und ganz durchgesetzt hat.
Alliance Sud, die entwicklungspolitische Arbeitsgemeinschaft
der Schweizer Hilfswerke Swissaid, Fastenopfer, Brot für alle, Helvetas,
Caritats und Heks, kritisiert diese Verzögerungstaktik scharf. "Das
bedeutet ganz konkret, dass das Geschäft der Schweizer Banken mit
unversteuerten Geldern aus Entwicklungs- und Schwellenländern vorderhand
ungehindert weitergehen soll," erklärt Mark Herkenrath, Steuerexperte bei
Alliance Sud. Schliesslich habe die Schweiz mit mehr als 95% aller
Entwicklungsländer bisher auch keinen Informationsaustausch auf Anfrage vereinbart.
Gemäss der Boston Consulting Group stammten deshalb im Jahr 2011 bereits 980
Milliarden Dollar Offshore-Vermögen in der Schweiz aus Asien, Lateinamerika,
dem Nahen Osten und Afrika.
Der AIA hätte eine enorm abschreckende Wirkung auf
potentielle Steuerhinterzieher – und zwar unabhängig davon, wie viele der
übermittelten Daten von den Empfängerländern tatsächlich ausgewertet werden.
Alliance Sud fordert den Schweizer Bundesrat deshalb auf, den AIA auch mit
Entwicklungsländern zu vereinbaren. Wo sich dies aus Gründen der
Rechtssicherheit als strikt unmöglich erweist, sollten subsidiär die
bestehenden Sorgfaltspflichten im Bereich der Geldwäschebekämpfung verschärft
und auf jedwelche Steuerdelikte ausgedehnt werden.
Das vermeintliche Problem des Datenschutzes spricht nicht
pauschal gegen den AIA mit Entwicklungsländern. In zahlreichen dieser Länder
herrscht genügend Rechtssicherheit, um Informationen problemlos austauschen zu
können. In Ländern hingegen, wo bei der Umsetzung der nötigen Schutzmassnahmen
Nachholbedarf besteht, leistet die OECD inzwischen Unterstützung (siehe
hier).
Die Schweiz sollte diese Unterstützungsmassnahmen aktiv fördern, statt sich grundsätzlich
gegen den AIA mit ärmeren Ländern zu sperren. Alles andere würde lediglich dazu
dienen, das wachsende Business mit Schwarzgeld aus Entwicklungsländern weiter
anzukurbeln.
Für weitere Informationen:
Mark Herkenrath, Alliance Sud: +41 (0)78 699 58 66 oder
mark.herkenrath[ät]alliancesud.ch